SALVE Formel

Vor kurzem habe ich ein Interview mit Naomi Aldort gehört.
Es war einfach wundervoll.
In meinen Kursen komme ich immer wieder auf die von ihr gefundene S-A-L-V-E- Formel.
 
Durch das Interview bin ich inspiriert, Dir davon mehr in diesem ersten Blog im neuen Jahr zu schreiben.
 
Naomi Aldort schreibt in ihrem Buch „Von der Erziehung zur Einfühlung“ von der Chance, in den unterschiedlichsten Situationen unseres Miteinander, eine andere Sprache zu wählen.
Dafür empfiehlt sie unter anderem die S-A-L-V-E-Formel = Selbstgespräch, Aufmerksamkeit, Lauschen, Verständnis, Ermutigung.
 
Ich versuche, aus meiner Sicht und zwei Passagen aus dem Buch von Naomi Aldort, Dir einen Einblick in die S-A-L-V-E-Formel zu geben.

Selbstgespräch
   Welche Stimmen, Gefühle, Gedanken höre ich in mir.
   Wie bei einer Matroschka, sind auch in uns mehrere Personen.
Sie kommen aus den Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben und aus den Erfahrungen, die unsere Vorfahren gemacht haben (transgenerationale Weitergabe). All das ist in unseren Zellen gespeichert.
In einer Situation, einem Konflikt werden diese Informationen als erstes aufgerufen.
Es ist wie ein Computerprogramm, das von alleine startet.Wenn ich aus diesem heraus handle/reagiere, wird es die Situation verschärfen und mich von meinem Gegenüber trennen.
Bevor ich nun auf mein Gegenüber reagiere, höre ich auf diese Stimmen.
 
Naomi Aldort schreibt:
„Um zu vermeiden, dass Sie Ihr Kind verletzen, lesen Sie die Worte in diesem automatischen Fenster stumm in Ihrem Kopf.
Werden Sie sich der Worte bewusst, die Sie beinahe gesagt hätten, und lassen Sie Ihrer ganzen Äußerung, einschließlich bildlicher Vorstellungen, Maßnahmen, die Sie ergreifen wollen, oder Erinnerungen aus Ihrer
Vergangenheit in Ihrem Inneren, freien Lauf.
Das dauert weniger als eine Minute und schadet niemandem. Was Sie empfinden, ist für Sie
allein bestimmt und kein Grund für Handlungen oder Äußerungen.
Es ist eine alte Aufzeichnung, nicht der Mensch, der Sie in der Gegenwart sind.“
 
Dieser erste Schritt ist der Schwerste.
Wenn wir ihn meistern, ist alles Weitere einfach.
Aufmerksamkeit
Nachdem ich die Unterhaltung in meinem Kopf (die nichts mit meinem Gegenüber zu tun hat) still ergründet habe, kann ich mich frei, aufmerksam und ohne Bewertung meinem Gegenüber widmen.
Ich bin offen und kann wirklich zuhören und authentisch in den Kontakt gehen.
Lauschen
Ich höre auf das, was mein Gegenüber sagt oder worauf sein Verhalten
hindeuten kann.
Ich halte Augenkontakt und stelle Fragen. (Warum-Fragen bitte vermeiden. Sie können einen Vorwurf suggerieren.)
Ich achte auf nonverbale Äußerungen, nehme sie zur Kenntnis und lass mein Gegenüber wissen, dass ich es verstehe.
Da kleine Menschen oft noch wenige oder keine Worte aussprechen können, haben sie meist nur die Möglichkeit zu schreien, beißen, hauen o.ä..
Verständnis
Ich äußere Verständnis und Wertschätzung für die Gefühle und Bedürfnisse, ohne zu dramatisieren und ohne meine eigene Wahrnehmung hinzuzufügen.
So schaffe ich eine Verbindung und bin präsent.
 
„Lauschen und Verständnis sind die Zutaten von Liebe.“
 
Ermutigung
Ich bestärke mein Kind, seinen eigenen Kummer zu bewältigen,
indem ich ihm freie Bahn lasse und ihm vertraue.
Je jünger die kleinen Menschen sind, desto mehr brauchen sie zur Ermutigung unsere Unterstützung durch Coregulation.
Ich zeige Zuversicht, dass es sich zu helfen wissen wird und versichere, dass ich bei ihm bin.
Naomi Aldort schreibt:
„Kinder bringen selbst ihre Bitten, Lösungen und Ideen vor, wenn sie wissen, dass man ihnen vertraut, und wenn sie sich fähig und frei von elterlichen Erwartungen oder Emotionen fühlen. Emotionen behindern die Fähigkeit, kraftvoll zu handeln.
Sobald diese Gefühle ausgedrückt sind, gewinnt das Kind wieder Freiheit und Durchblick
und lässt entweder seinen Wunsch fallen oder entwickelt eine Lösung.
Auf schnelle, natürliche Weise wird Ihr Kind das tun, was Sie bei Ihrer Selbsterforschung getan haben.“
 

Für mich verändert sich dadurch, das miteinander in Beziehung gehen vollkommen.
Es ist frei von Bewertung, Schuld und Scham.
Und auch wenn sich Naomi Aldort, in ihrem Buch, immer auf die Beziehung Erwachsener – Kind bezieht, sehe ich in der SALVE-Formel eine große Chance in all unseren Beziehungen.
 
Anfangs ist es, als wenn ich eine neue Sprache lerne.
Ich verstehe kaum etwas. Mir entfallen die Vokabeln. Meine Aussprache ist noch unsauber.
Und dennoch wachsen bei jedem Mal der Wortschatz und der Mut alles zu probieren.
 
Entscheidend ist für mich, dass es sich nicht um eine Methode handelt, sondern um die Haltung,
die wir in uns ändern können.
 
Daraus gehen wir in eine Beziehung und wachsen gemeinsam.
Ein großes Geschenk

 

Von der "Erziehung zur Einfühlung" ruft uns ins Bewusstsein, dass wir unseren Kindern und unserem natürlichen Instinkt, sie bedingungslos zu lieben, wirklich vertrauen können. Zudem enthält das Buch zahlreiche praktische Beispiele und konkrete Vorschläge, wie man das Konzept der Kontrolle hinter sich lassen und Authentizität an deren Stelle treten lassen kann.

 

https://www.arbor-verlag.de/b%C3%BCcher/achtsamkeit-im-leben-mit-kindern/von-der-erziehung-zur-einfuehlung