Letzte Woche war ich zu einem Gespräch mit Gerald Hüther und André Stern in der Urania.
Und wieder einmal hat mich sehr berührt, was diese beiden Männer mit Dir,
mit mir, mit der ganzen Welt teilen wollen.
Daraus und aus einigen Kursstunden sind mir Gedanken zum Thema "Autonomie" gekommen,
die ich mit Dir teilen möchte.
Ich liebe dich so, weil du so bist, wie du
bist!
Ein ganz besonderer Satz der ab und zu ins Wanken gerät, wenn die ganz großen
Gefühle bei unseren Kindern hochkommen.
Um den 1. Geburtstag herum bis etwa 3 Jahre geht es in der Entwicklung von
kleinen Menschen um Autonomie, das eigene Ich zu erkennen.
In dieser Zeit ist die Entwicklung des Gehirns in einer Art offenen
Phase.
Die Gefühle, ob Trauer, Wut, Freude werden zu 100 % erlebt und das in einer
rasanten Schnelligkeit.
Von einem Moment zum anderen sind plötzlich die Gefühle da.
Oft können wir gar nicht den Grund dafür erfassen.
Die kleinen Menschen schreien, brüllen, weinen, hauen, werfen sich auf den
Boden, sind völlig außer sich.
Da der präfrontale Kortex noch in der Entwicklung ist, haben die kleinen
Menschen noch keine Impulskontrolle und brauchen daher uns große Menschen als liebevolle, zugewandte, offene Menschen.
Wir können, sollten unbedingt in einem offenen, wertungsfreien Kontakt für die
kleinen Menschen da sein.
Für uns große Menschen ist das oft sehr schwer.
Warum???
Wir sind verwickelt in unseren meist ganz frühen Erfahrungen, verwickelt durch
die gesellschaftlichen Anforderungen, verwickelt durch unser Umfeld, dass uns so oft spiegelt, dass wir doch endlich mal bei unseren Kindern durchgreifen müssten.
Diese Verwickelungen sagen uns, dass es gute und schlechte Gefühle gibt.
Freude ist super, die teilen wir so gerne mit unseren Kindern.
Wut hingegen wird als negativer Gefühlsausbruch gewertet. Den wollen wir am liebsten gar nicht
haben.
Und dann kommen vielleicht Gedanken hoch wie:
"Nicht schon wieder. Jetzt reicht es aber. So schlimm kann es doch
nicht sein. Ich kann’s nicht mehr aushalten. Nun komm mal wieder runter, krieg dich ein.......
Diese Gedanken kommen aus den 95 % die wir im Unterbewusstsein durch
Programmierung gespeichert haben. Nur 5 % lassen uns aus dem Bewussten handeln.
Die große Chance die wir haben ist, diese Programmierung aktiv zu
verändern.
Diese Programmierungen sind wie ein Kassettenrekorder – es wird immer
dasselbe abgespielt.
Dennoch können wir eine
neue Aufnahme machen. Wir drücken den Aufnahmeknopf und verändern dadurch die 95 % des Unterbewussten.
Jedes Gefühl ist von Bedeutung, hat seine eigene Kraft und will gelebt werden.
Lasst uns beginnen uns auszuwickeln, wie wir ein schönes Geschenk auswickeln. Schicht für Schicht.
Es ist ein Auswickeln, dass schmerzhaft sein kann und dennoch ist es so wertvoll.
Ganz im Innern können wir neu erleben.
Ich liebe mich, weil ich so bin, wie ich
bin.
Und dann werden wir frei in voller Bedeutung der Worte.
Ich liebe dich, weil du so bist, wie du
bist.
Unsere innere Haltung ändert sich und wir begegnen einander in
Gleichwürdigkeit.
Dann wirft uns keines der so großen Gefühlsäußerungen unserer Kinder mehr
um.
Wir können den Raum halten, den kleinen Menschen so annehmen, wie er
ist.
Wir können bei ihm sein, in Verbindung bleiben.
So lernen die kleinen Menschen mit all ihren Gefühlen umzugehen und sich im
späteren Leben selbst zu regulieren.
André Stern hat in dem Gespräch mit Gerald Hüther gesagt:
„Wenn wir das leben können, wird sich in nur einer Generation die Welt verändern.“